Abseits der Yoga-Matte

Kurz vor der Eröffnung des Yoga-Glücks im Januar 2020 habe ich die nachfolgenden Zeilen für die Rubrik "über mich" verfasst: Nach Abi und BWL-Studium habe ich viele Jahre als Risikocontrollerin in einer Bank gearbeitet. Zuletzt in Teilzeit, da das Yoga unterrichten einen immer größeren Teil meiner Zeit ausmachte. Nun habe ich mich endgültig von Risikoanalysen und Exceltabellen verabschiedet und tue das, was ich von ganzem Herzen liebe: Yoga unterrichten!

Heute, acht Monate später, habe ich diese Zeilen wieder entfernt. Warum? Bin ich gescheitert? Ist der Traum vom Yoga-Leben (und vom Yoga leben) vorbei? Habe ich etwas falsch gemacht? Ist das passiert, wofür die Pessimisten gewarnt hatten?

Im Januar 2020 habe ich noch nie von einem Virus namens Corona gehört. Ich war glücklich und hab mich so über die vielen Besucher bei der Eröffnungsfeier gefreut. Zwei Monate hatten mein Lebensgefährte und ich die Räume renoviert, gestrichen und gespachtelt.

Am 16. März gab ich die vorerst letzte Yogastunde, die gesetzliche Anordnung der Schließung aufgrund der Corona-Pandemie folgte kurze Zeit später. Mir zog es das erste mal den Boden unter den Füßen weg. Nach so vielen Gedanken und Zweifeln, war ich einmal mutig und dann das. Dass das Studio für viele Monate geschlossen sein würde, ahnte ich noch nicht.

Anfang April verlor mein Lebensgefährte sein Leben. Mein Leben war nun komplett auf Null. Das Yoga-Studio konnte ich viele Wochen nicht betreten, es tat einfach zu sehr weh, steckte hier doch auch so viel sein Herzblut darin.
.
Ich wusste ich erstmal nicht, ob ich überhaupt jemals wieder unterrichten kann. Ob es mir mit diesem Schmerz jemals wieder gelingt für andere einen Raum des Wohlfühlens und Entspannens zu schaffens. Ich hatte Zweifel. Und große Angst. Als die Corona-Maßnahmen dann gelockert wurden, gefiel mir die Idee erstmal draußen am See zu starten immer besser. Draußen, an der frischen Luft, sind wir doch alle gleich entspannter.
.
Mit der Entscheidung die Einnahmen zu spenden befreite ich mich vom eigenen Druck eine perfekte Yogalehrerin sein zu müssen und gab mir somit selbst Zeit, es "einfach wieder zu probieren". Im worst case hätte ich die Outdoor-Saison einfach vorzeitig beendet 😇
.
Die Resonanz auf das Yoga am Waldsee war von Beginn an so toll - viele "alte" und auch "neue" Yogis waren bisher da. Und sie trugen mich durch die Stunden. Sie beruhigten mich allein durch ihre Anwesenheit, ihr Lächeln, und gaben mir ohne Worte das Gefühl "du kannst das".
Die tollen Yogi-Seelen, die Natur und der gute Zweck haben somit eines bewirkt: dass ich mich vorne auf der Matte wieder richtig wohlfühle. Und das ist mehr wert als jedes Geld der Welt ⭐
.
Ab September geht es dann zurück ins kleine Yoga-Glück Studio. Das Studio aufrecht zu erhalten wird eine Herausforderung, die aktuelle Situation ist für viele Yogastudios eine existenzbedrohende. Aber der Schritt zurück auf die Matte ist gelungen und der nächste Schritt zurück ins Studio ist mit ganz viel Hoffnung verbunden 🙏

Mit der neuen Yoga-Saison unterstützt mich Anja, eine liebe Yoga-Kollegin mit zwei Stunden pro Woche im Yoga-Glück. Ich bin ihr sehr dankbar dafür und weiß meine Yogis bei ihr auch in den besten Händen. Zusammen bieten wir insgesamt sechs Yoga-Stunden pro Woche und immer wieder abwechslungsreiche Specials am Samstag.

Ich selbst mache einen kleinen Schritt zurück und beginne ab Oktober in Teilzeit bei der Deutschen Bundesbank einen neuen Job, denn in Rosenheim eine Wohnung für zwei nun alleine zu finanzieren zu müssen, ist eine äußerst unyogische Angelegenheit. Das Yoga-Glück bleibt weiterhin meine absolute Herzensangelegenheit 🙏


Was bleibt uns in diesen unsicheren, unplanbaren Zeiten?

Verweile nicht in der Vergangenheit,  träume nicht von der Zukuft, konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.

Buddha